Textatelier
BLOG vom: 06.02.2024

Barfuss über die Alpen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 


Wanderung im Moorgebiet
 

„Freiheit für Ihre Füsse. Fitness für Ihren Körper und Balsam für Ihre Seele! Fussmassage am Barfussweg“, so wird der Barfussweg von Gonten nach Appenzell angekündigt. Gönnen wir doch unseren durch die Zivilisation geplagten Füssen für eine kurze Zeit etwas Freiheit. Über Erlebnisse auf diesem Pfad berichte ich später.

Gutes Abhärtungsmittel
Auch Sebastian Kneipp rühmte das Barfussgehen. In der Kneipp-Literatur ist zu lesen: „Ein vielseitiges Abhärtungsmittel und zugleich ein Heilmittel ist das Barfussgehen. Es ist bei vernünftiger Anwendung fast überall und von jedem durchführbar. Im Besonderen ist das Taulaufen über morenfrische Gräser eine stärkere Form des Barfussgehens und besteht darin, dass man im taufrischen Grün mit entblössten Füssen herumläuft.“ Dies praktizierte ich auch schon einmal auf einer kurzen Strecke.

Horst Georg Breden, ehemaliger Chefredakteur vom „Ratgeber“ war ganz begeistert vom Taulaufen und bemerke: „Ich fühle mich so wohl und frisch, ja wie aufgeladen vom direkten Kontakt mit der Erde, seitdem ich beim Wandern streckenweise Strümpfe und Schuhe ausziehe und frühmorgens nur wenige Minuten im taufrischen Gras herumlaufe.“

Auch Bruno Vonarburg schreibt begeisternd: „Das morgendliche Taulaufen macht ruhig, fröhlich und frisch, wirkt ableitend vom Kopf und ist ein Hilfsmittel bei der Behandlung von Fussschwäche, Kreislaufstörungen, Bleichsucht, kalten Füssen, Halsbeschwerden und Kopfweh.“ Die Durchführung ist heute nicht immer gewährleistet, schon wegen der übermässigen Bebauung in den Städten. Bruno empfiehlt dann das Barfussgehen auf ausgeschildeten Barfusswegen und Barfusspfaden, die es in der Schweiz und in Deutschland überall gibt.

Mit unserer privaten Wandergruppe suchten ich schon so manchen Barfusspfad auf, so auf dem Pfad bei Muggenbrunn im Südlichen Schwarzwald. Wir zogen die Wanderschuhe aus und stapften dann zuerst zaghaft auf verschiedene Untergründe und durch das frische Bergbachwasser. Auf dem Pfad konnten wir verschiedene Materialien wie z.B. Fichtenzapfen und Fichtenzweige, Holz, Rindenmulch, Kies- und Sandarten und Schlamm fühlen. Wir genossen die gut 600 m lange Fussreflexzonenmassage.

Barfuss über die Alpen
Katrin Nagel berichtet in der Zeitschrift „Schwarzwald“ (4/2018) über ihren Barfusslauf 2018 über die Alpen. Sie ging vom Tegernsee (Bayern) nach Sterzing in Südtirol. Die Tour dauerte 6 Tage. Sie schrieb begeisternd: „Der Fußknochen wird gestärkt, die Wirbelsäulenmuskulatur wird auch in tiefer Muskelebene kräftiger. Und für mich am allerwichtigsten: Bafusslaufen schüttet Glückhormone aus, weil es einfach Spass macht, wieder leicht, frei und unbeschwert durchs Leben zu gehen.“

Von Gonten nach Appenzell
Für all jene, die das Barfussgehen einmal ausprobieren wollen, empfiehlt sich besonders der Barfussweg von Gonten nach Appenzell. Der 7 Kilometer lange, im Halbkanton Appenzell-Innerrhoden befindliche Naturweg führt über trockene und moorige Wiesen und kann in etwa 2 Stunden bewältigt werden. Das Wandern auf dem weichen Moorboden wird als sehr angenehm empfunden.

 


Walter Hess mit Bruno Vonarburg
 

1990 genoss ich den Barfussplausch mit einer Anzahl von Barfüssern unter Leitung von Bruno Vonarburg. Mit dabei waren Walter Hess, damaliger Chefredakteur von „Natürlich“, Horst Georg Breden von der Redaktion des „Ratgebers“, und Leser und Autoren von „Natürlich“. An Margrit Haller-Bernhard und Sonja Burger kann ich mich noch gut erinnern.

Damals konnten wir unsere Schuhe und Socken nicht im Rucksack tragen, sondern wir gaben diese am Bahnhof Gonten ab und liessen sie zum idyllischen Zielort Appenzell „reisen“. Laut Tourismus Appenzellerland können die Schuhe heute nicht mehr mit der Bahn transportiert werden und auch den Barfusspass gibt es nicht mehr.

Am Zielort konnten wir unsere „heissgelaufenen“ Füsse im erfrischenden Nass des Marktbrunnens kühlen. Auf dem Foto sieht man in der Mitte Walter Hess, der das kühle Wasser sichtlich genoss.

Sehr interessant waren die Erläuterungen der Pflanzenwelt durch Heilkräuterexperten und Heilpraktiker Bruno Vonarburg. Höhepunkt der Barfusswanderung war die Begegnung mit dem Moor- oder Sumpfenzian (Sweertia perennis).

Eine Barfusswanderung ist jedem zu empfehlen. Man sollte zunächst zu Hause barfuss herumlaufen, dann kleiner Strecken auf Waldboden den Füssen anbieten und sich später auf einen kiesigen Untergrund wagen. Oder wir wandern gleich auf einem teilweise moorigen Barfusspfad zwischen Gonten und Appenzell.

 


Fußwaschung in Appenzell
 

 

Internet
www.mein-muggenbrunn.de
www.appenzell.ch
info@appenzell.ch
www.barfusspark.info

 

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst